„Ich gehe noch schnell einkaufen!“ – „Ich muss nur noch kurz die Waschmaschine anmachen.“ – „Ich komme sofort!“ – „Ich mache das gleich!“ Alles Sätze aus meinem früheren Alltagsrepertoire.
Alles Sätze, die mich selber unter Druck setzen. Immer muss alles schnell gehen oder nur kurz dauern. Und was bedeutet denn eigentlich sofort oder gleich? Zumindest meine Jungs nutzen gleich inzwischen als ziemlich konkrete Zeiteinheit: Papa-Gleich = sofort, Ihr eigenes Gleich = 2-5 Minuten, Mama-Gleich = 10-15 Minuten. Ich steuere zwar inzwischen gegen, aber leider hält sich diese Einteilung hartnäckig.
Es gibt aber einige Tricks, um mit bewusstem Umgang mit der Sprache denn Alltag zu entschleunigen:
schnell, kurz und gleich aus der Sprache verbannen!
Wozu dienen die Füllwörter? Was wollen wir damit vermitteln, wenn wir sie nutzen? Das wir viel an einem Tag schaffen? Das wir schnell sind? Lauert nicht hinter dem „schnell noch einkaufen“ oder „kurz die Waschmaschine anmachen“ die nächste Aufgabe? Sonst könnten wir ja auch einkaufen gehen oder eine Waschmaschine anmachen. Einfach so! Ein Selbstversuch ist hier angebracht, denn gerade Frauen nutzen diese Wörter häufig und hetzen somit durchs Leben. Was passiert denn, wenn wir schnell, kurz und gleich verbannen?
Für Anfänger der sprachlichen Entschleunigung gibt es sogar einen Trick. Wenn man sich z.B. mit Kindern unterhält, dann sind klare Ansagen hilfreich. „Ich mache eine Waschmaschine an, das dauert 5 Minuten. Danach bin ich bei Dir.“ Damit weiß das Kind (oder jedes andere Gegenüber), dass es in fünf Minuten mit mir rechnen kann und ich NICHT erst noch mal eben schnell die Wäsche aufhänge und die abgenommene Wäsche schnell auf die Schränke verteile. Das schaffe ich nämlich in fünf Minuten nicht…
Müssen und Sollen müssen gar nicht sein
Wozu wir weiterhin neigen, ist viel zu häufig die Hilfsverben müssen und sollen zu verwenden. Um bei meiner Waschmaschine zu bleiben: „Ich mache eine Waschmaschine an“ hört sich doch viel netter an, als „Ich muss eine Waschmaschine anmachen.“ Natürlich brauchen wir saubere Kleidung, aber letztlich ist es doch meine freie Entscheidung, ob ich Wäsche wasche oder nicht. Ohne müssen hört sich das gleich viel weniger nach Zwang an!
Und selbst bei eigentlich positiven Sachen wie: „Ich bin müde, ich möchte ins Bett“ tendieren viele Menschen zum „ich muss ins Bett“. Warum nicht einfach mal anders formulieren?
Von der Gegenwart in die Zukunft verlagern
Nein, damit meine ich nicht, dass wir alles aufschieben sollen! Aber wenn ich sage: „Morgen sortiere ich meine Unterlagen“, dann nutze ich die Zeitform der Gegenwart. Meinem Gehirn versteht also, dass ich das eigentlich jetzt tun sollte. Warum nicht die richtige Zeitform wählen und sagen: „Morgen werde ich meine Unterlagen sortieren“? Damit mache ich deutlich, dass dies nichts ist, was ich eigentlich jetzt tun sollte. Es ist ganz entspannt für Morgen eingeplant.
„Morgen muss ich schnell meine Steuererklärung machen“
Das sind ja gleich drei Fehler auf einmal! Für die Steuererklärung sollte man sich Zeit nehmen, sonst geht im Zweifelsfall bares Geld verloren. Also: „Morgen muss ich schnell meine Steuererklärung machen.“
Aber was ist mit dem muss? Auch das kann ich weglassen! Selbst wenn ich natürlich irgendwann aufgefordert werde meine Steuererklärung abzugeben, macht es müssen doch nicht besser! Also:
„Morgen muss mache ich schnell meine Steuererklärung.“
Und was machen wir mit dem „Morgen“? Na, einfach die passende Zeitform, nämlich die Zukunft, verwenden: „Morgen werde ich meine Steuererklärung machen.“ Klare Ansage, klares Ziel – weniger Stress in diesem Moment!
Interesse geweckt?
Falls Ihr Euch etwas mehr mit dem Thema Sprache und wie sie sich auf unseren Alltag auswirkt beschäftigen wollt, dann schaut doch mal bei Lingva Eterna vorbei. Und haltet Ausschau nach meinem Impulsabend zu diesem Thema!