Weihnachten steht vor der Tür! Und die Vorweihnachtszeit ist ja bekanntlich die Zeit der Besinnlichkeit! Familien kommen zusammen und verbringen an den langen Herbstabenden gemeinsam „Qualitätszeit“.
Soviel zur Theorie!
In Wirklichkeit sieht die Adventszeit bei vielen Familien nicht so ruhig und harmonisch aus, wie uns weißgemacht werden soll. Wir hetzen von einem Adventskaffee zum anderen, die Geschenke wollen besorgt werden, das große Weihnachtsessen muss geplant werden und so weiter. Für Ruhe und Besinnlichkeit bleibt da leider nicht mehr viel Zeit.
Was können wir also tun, damit die Adventszeit etwas entspannter wird?
Prioritäten und Wünsche klären
Als erstes sollten wir abklären, was uns wirklich wichtig ist! Wie genau stelle ich mir die Adventszeit vor? Worauf möchte ich auf gar keinen Fall verzichten? Da macht es tatsächlich Sinn, sich einen Zettel und Stift zu nehmen und das aufzuschreiben. Wenn ich mir erst einmal bewusst bin, was ich mir für die Zeit wünsche und erhoffe, kann ich nämlich an den folgenden Punkten viel besser etwas ändern.
Und nicht vergessen, die Adventszeit gehört ja nicht nur mir. Wenn ich einen Partner oder eine Partnerin und Kinder habe, dann sollte ich auch die fragen, was sie sich so von der Adventszeit wünschen. Das kann sehr spannend sein, denn bei mir stimmen nicht immer meine Vorstellungen was meine drei Männer so wollen auch mit ihren wirklichen Wünschen überein.
Und dann kann dabei herauskommen, dass die Vorbereitungen auf das große Essen mich total stressen und ich da gar keine Lust zu habe – nächstes Mal gibt es eine Suppe, die ich schon vorher vorbereitete. Dafür haben wir aber alle festgestellt, dass die Adventsspaziergänge allen Spaß machen. Durch die dunklen Straßen gehen und sich die Weihnachtsbeleuchtung der anderen Leute angucken während nett geklönt wird –einfach mal Zeit zu viert.
Traditionen prüfen
Nachdem mit Zettel und Stift also die Prioritäten und Wünsche während der Adventszeit im Besten Fall für die ganze Familie geklärt wurden, geht es weiter!
Wir haben alle ganz unterschiedliche Traditionen, die wir zum Teil von unseren Ursprungsfamilien übernommen haben oder inzwischen selber ins Leben gerufen haben. Im nächsten Schritt sollten also alle Traditionen mal aufgeschrieben werden. Das kann das alljährliche Kekse backen sein, die Adventsspaziergänge, das Basteln, das Hausschmücken, das besondere Essen… Jede Familie hat da ihre ganz eigenen Traditionen.
Aber Traditionen können geändert werden! Geht nicht? Doch, geht! Hier ein Beispiel aus Familienleben:
Kekse backen mit meinen zwei Jungs: Jahrelang gab es einen Adventssamstag, an dem meine zwei Jung mit mir backen mussten. Macht man halt so! Meist lud ich noch jeweils eine Freundin der Jungs ein, damit ich nicht nach 20 Minuten alleine in der Küche stehe. Meine Jungs hatten Spaß am Teig naschen, dass Ausstechen war ehr lästig. Verzieren war nachher wieder ganz okay, aber auch nicht zu lange. Für mich bedeutete das Kekse backen irgendwann kein Spaß mehr, sondern war gespickt von Ermahnungen und genervt sein. Also haben wir das große Backen vor zwei Jahren gestrichen. Und niemand vermisst es so recht! Denn dabei rausgekommen ist spontanes Kekse backen, wenn wirklich alle Lust haben. Nicht mit 5-10 Teigen, sondern mit einem! Ohne Termin, ohne Ziel (Geschenke für Oma, Opa, Tante…) – einfach nur zum Spaß!
Welche Traditionen stehen denn jetzt bei euch auf dem Zettel, die mal überdacht werden können?
Termine verschieben
Die Adventszeit ist vollgestopft mit Terminen. Freunde und Familie laden ein zu Adventsbrunchs oder Adventskaffees, Weihnachtsfeiern von der Firma und der Sportgruppe und wenn man Kinder hat natürlich auch noch diverse Veranstaltungen im Kindergarten oder der Schule. Häufig kommen dann noch Freunde hinzu, die sich in der ruhigen Adventszeit gerne mal wieder treffen möchten.
Auch die Termine können überprüft werden! Was muss wirklich in der Adventszeit sein, was lässt sich verschieben. Mit lieben Freunden treffen, kann ich mich auch im neuen Jahr! Wenn die Anfrage für die Adventszeit kommt, dann gleich nach einem Termin im neuen Jahr suchen und sich darauf freuen! Weniger Zeitdruck macht so ein Treffen viel entspannter!
Und auch die weiteren Termine, besonders im privaten Bereich, können überprüft werden. Mit meinen Schwimmtrainerkolleginnen sind wir zum Beispiel dazu übergegangen unser Weihnachtsessen in den Januar zu verschieben. Da können wir den Abend nett genießen, ohne dass noch Geschenke besorgt werden, das Haus für Weihnachten vorbereitet, Essen geplant werden muss.
Geschenkemanagement
Die Geschenke sind auch so eine Sache, die bei vielen nicht gerade dafür sorgen, dass die Adventszeit entspannt ist. Was schenke ich wem? Wo bekomme ich das her?
Viele Familien sind inzwischen schon dazu übergegangen, dass zumindest die Erwachsenen sich gar nichts mehr schenken oder vorher zuteilen, wer wen beschenkt. Auch hier kann es wirklich hilfreich sein, mal mit der Familie bzw. den Erwachsenen in der Familie zu sprechen und ggf. Traditionen zu überdenken oder neu zu schaffen!
Ich muss gestehen, dass Geschenke bei mir leider hauptsächlich online bestellt werden. Einkaufen ist nämlich nicht meine Lieblingsbeschäftigung und wenn es irgendwie geht, dann lasse ich die Geschenke liefern… Dafür bekommt unser lieber Postbote zu Weihnachten auch immer ein besonders großes Trinkgeld.
Für Entschleunigen sorgen
Tja, die besinnliche Adventszeit… und wir hetzen nicht selten von einem Termin zum anderen und zwischendurch werden noch Geschenke besorgt und Essen geplant und vorbereitet!
Gerade in dieser Zeit sollten wir bewusst für etwas Entschleunigung sorgen! Das kann ganz unterschiedlich aussehen! Das kann ein DVD-Nachmittag mit den Kindern sein, dass kann Basteln oder backen sein, das kann ein Spaziergang sein… Was immer mir persönlich gut tut, ist für mich das Richtige.
Natürlich weise ich als Entspannungspädagogin hier auch darauf hin, dass bewusst Zeitnehmen durch Autogenes Training, etwas Achtsamkeit oder sonstige Entspannungsverfahren besonders wichtig sein kann! Das eigene Entspannungsdepot wird aufgefüllt und man kann in weniger entspannten Zeiten davon zehren. Aber auch ein Schaumbad oder ein gutes Buch können dabei helfen, etwas zur Ruhe zu kommen. Und diese Entspannung sollte genauso wichtig genommen werden, wie all die anderen Prioritäten!
Mit meiner Familie gibt es übrigens ein ganz besonderes Ritual zur Entschleunigung in der Adventszeit: unseren stromfreien Advent! Einfach alles mal abschalten, nicht erreichbar sein! Das kann ich wirklich nur immer wieder empfehlen!
Und die Moral von der Geschicht…
Es gibt nicht den Tipp für eine entspannte Adventszeit! Jede Person und jede Familie muss individuell schauen, was ist mir bzw. uns wichtig? Welche Traditionen will ich beibehalten? Welche Traditionen sind momentan nicht mehr die richtigen für uns? Welche Termine müssen wirklich in der Adventszeit liegen? Welche Termine kann ich vielleicht verschieben (oder gar canceln)? Wie kann ich mir etwas Zeit zum Verschnaufen schaffen?
Ich wünsche euch viel Spaß und Erfolg dabei, Eure Adventszeit mal für Euch zu hinterfragen! Falls ihr noch Tipps und Tricks habt, die ihr weitergeben möchtet, dann nutzt gerne die Kommentarfunktion!
Einen schönen ersten Advent wünsche ich euch!
Nachtrag: Von einer lieben Freundin habe ich einen ganz besonderen Adventskalender bekommen mit „24 Ideen für eine gemeinsame bindungsstärkende Vorweihnachtszeit“. Darin sind ganz viele tolle und meist nicht aufwendige Ideen, wie man etwas ruhige und schöne Zeit mit den eigenen Kindern verbringen kann. Vielleicht ist der ja für die Mütter und Väter unter euch auch interessant. Den Beitrag dazu findet ihr hier: Bindungsstärkender Adventskalender.