Ein Entspannungsdepot – was für eine schöne Vorstellung! Ein Ort in meinem Körper, in dem ich Entspannung speichere und wenn ich sie nötig habe, einfach ganz schnell abrufen kann! Wo kriegt man also so etwas her?
Leider ist ein Entspannungsdepot nichts, was man einfach kaufen kann. Aber sowohl Kinder als auch Erwachsene können sich solch ein Entspannungsdepot anlegen. Allerdings gilt auch hier: Übung macht den Meister!
Wie kann man sich also so ein Entspannungsdepot vorstellen?
Das ist tatsächlich sehr individuell! Während ich mir das Depot wie eine kleine Schatzkiste vorstelle, die ich in mir trage (ganz ohne klare Vorstellung wo), ist das Entspannungsdepot meines jüngeren Sohnes Energie, die er wahlweise in seinem Kopf oder Bauch trägt. Wenn wir regelmäßig gemeinsam oder alleine entspannen, füllt sich meine Schatzkiste und bei ihm wird der Energieball immer größer und heller. Komme ich dann in eine Situation, in der ich mich ärgere oder merke, dass ich zu sehr unter Stress stehe, dann öffne ich meine Schatzkiste. Und was macht mein Sohn? Der ruft in so einer Situation etwas von dem Energieball ab, damit er sich beruhigen kann.
Bestimmt gibt es noch viele andere Bilder, wie so ein Entspannungsdepot aussehen kann – der eigenen Vorstellungskraft sind keine Grenzen gesetzt.
Die Theorie
Abgesehen von den Bildern, kann man natürlich ganz theoretisch an das Entspannungsdepot herangehen. Unser vegetatives Nervensystem, also das Nervensystem das wir nicht direkt willentlich beeinflussen können, wird noch einmal unterteilt in den Sympathikus und den Parasympathikus. Das sympathische Nervensystem kommt in Aktion, wenn der Mensch in eine Stresssituation gerät, damit der Körper ausreichend Energiereserven zur Leistungssteigerung bzw. „Flucht und Kampf“ zur Verfügung stellen kann. Wenn die Stresssituation vorbei ist, sorgt das parasympathische Nervensystem für Regeneration und Entspannung.
Wenn Sympathikus und Parasympathikus nicht mehr ausgeglichen arbeiten, können wir unseren Körper austricksen. Wir führen die körperlichen Anzeichen von Entspannung herbei und der Geist folgt. Dabei wird nichts Neues erfunden, sondern vielmehr nutzen wir bestehendes Wissen, dass aber häufig in Vergessenheit geraten ist.
Die Praxis
Doch Regeneration und Entspannung kommt im Stress des Alltags häufig zu kurz. Dadurch verlernen wir zu entspannen. Wir sind stetig unter Strom, Multitasking ist alltäglich, während wir eine Sache machen denken wir schon an die nächsten. Leider trifft das auch bei Kindern immer mehr zu!
Entspannungsverfahren können uns dabei helfen, Entspannen wieder zu lernen und somit unser Entspannungsdepot aufzufüllen und wachsen zulassen. Und wenn wir das nächste Mal wieder merken, dass unser Stresslevel steigt, dann rufen wir unser Entspannungsdepot ab und können so besser mit dem Stress umgehen.
Um das Depot bewusst präventiv aufzuladen eignen sich zum Beispiel Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga, Qi Gong, Mediation, Feldenkrais. Deine passende Entspannungstechnik oder die richtige für Dein Kind findest Du vielleicht bei meinen Angeboten oder bei der Zentralen Prüfstelle Prävention.
Ich wünsche Dir viel Freude beim Aufbauen Deines Entspannungsdepots!
Weitere Infos zum Thema Entspannung lernen findest Du auch hier: Kurs oder CD? Wie entspannt man besser?
Die Idee des Entspannungsdepots habe ich übrigens bei einer meiner PMR-Fortbildungen von einer Teilnehmerin kennengelernt. Ich fand diese Vorstellung und dieses Bild so greifbar, dass ich Sie inzwischen gerne bei meinen Präventionskursen und Fortbildungen weitergebe!
Quelle Foto: Pixabay